Er war anders
als sein Ruf! Er war kein Ouacksalber, kein Scharlatan, sondern ein außergewöhnlich erfolgreicher, verantwortungsbewußter Arzt. Er entwickelte chirurgische Instrumente und fertigte Prothesen für die verschiedensten Zwecke an. Das Zerrbild im Eisenbartlied, aber auch in vielen Iiterarischen Veröffentlichungen, Bühnenstücken u.v.m. entstand, weil man im 19./20. Jahrhundert den Handwerker-Arzt der Barockzeit verkannte. Dennoch möchten wir Ihnen das oben erwähnte Eisenbartlied nicht vorenthalten.
1. Ich bin der Doktor Eisenbart,
kurier die Leut nach meiner Art,
Kann machen, daß die Blinden gehn,
und daß die Lahmen wieder sehn.
2. In Wimphen accouchierte Ich
ein Kind zur Welt gar meisterlich:
Dem Kind zerbrach ich sanft das Genick,
Die Mutter starb zum guten Glück.
3. In Potsdam trepanierte Ich
Den Koch den großen Friederich:
Ich schlug Ihn mit dem Beil vorn Kopf,
Gestorben Ist der arme Tropf.
4. Zu Ulm kuriert ich einen Mann,
Daß ihm das Blut vom Beine rann:
Er wollte gern gekuhpockt sein,
Ich impfte ihn mit einem Bratspieß ein
5. Des Küsters Sohn In Dideldum,
Dem gab Ich zehn Pfund Opium:
Darauf schlief er Jahre, Tag und Nacht,
Und ist bis jetzt noch nicht erwacht.
6. Es hatt ein Mann in Langensalz
Ein zentnerschweren Kropf am Hals,
Den schnürt Ich mit dem Heuseil zu:
Probatum est, er hat jetzt Ruh.
7. Zu Prag da nahm ich einem Weib
Zehn Funder Steine aus dem Leib;
Der letzte war ihr Leichenstein:
Sie wird wohl jetzt kuriert sein.
8. Zu Wien kuriert Ich einen Mann,
Der hatte einen hohlen Zahn;
Ich schoß ihn raus mit dem Pistol:
Ach Gott, wie Ist dem Mann so wohl.
9. Mein allergrößtes Meisterstück,
Das macht ich einst zu Osna-brück:
Podagrisch war ein alter Knab;
Ich schnitt ihm beide Beine ab.
10. Das ist die Art, wie ich kurier,
Sie ist probat, ich bürg dafür,
Daß jedes Mittel Wirkung tut,
Schwör ich bei meinem Doktorhut.