Allgemeine Beschreibung
Die Wanderwegbeschreibung wurde folgendem Buch entnommen:
Ingeborg Müller, Unser Sonntagsausflug, 52 neue Wanderungen rechts und links der Weser vom Extertal bis zu den Sieben Bergen, CW Niemeyer Buchverlag, Hameln, 1995
Kurzübersicht
Drei Stunden sollten wir für die zwölf Kilometer lange Rundwanderung einkalkulieren, zumal wir zweimal ansteigen müssen: vom Ausgangspunkt zum Klütturm 130 und von den Wiengrundteichen zur Riepenkanzel noch einmal rund 100 Meter. Dafür können wir uns sowohl im Klütrestaurant als auch im Forsthaus Finkenborn stärken. - Gegebenenfalls läßt sich die Route auch teilen, indem wir, vom Klüt kommend, bereits bei den Wiengrundteichen umkehren und auf dem neben der Fahrstraße verlaufenden Fußweg zurückwandern oder aber auf ihm bis zu diesen Teichen ansteigen und den Riepen besuchen.
Daten in Kürze
Start / Ziel | Wanderparkplatz am Wiengrundteich - Gaußweg - Kleinschmidtsweg - Redenallee - Schlangenweg - Klütturm - Waldlehrpfad - Forsthaus Finkenborn - Hügelgrab aus der Bronzezeit - Wiengrundteiche - Riepen - Eichenhain - Gedenkstein für Carl Brombach - Riepenkanzel mit Schutzhütte - Steinbruch - Forststraße - Rasthaus namens "Hut Huts Ruh" - Wanderparkplatz |
Länge | längste Variante - 12 km ( 3 Stunden) |
Eigenschaft | Wander-Rundweg |
Informationen zum Großen Rundweg im Hamelner Stadtwald
Mit etwa 40 Kilometer langen Spazierwegen, rund 80 Kilometern an befestigten Wander- und Holzabfuhrwegen und weiteren 20 an unbefestigten Wegen bietet der Hamelner Stadtwald viele Wandermöglichkeiten. Auffällig ist dabei vor allem im Frühling die unterschiedliche Vegetation dies- und jenseits der Weser: Das sich auf dem Schweineberg zum Naturwunder steigernde Blühen auf den Höhenzügen rechts der Weser vermißt der Wanderer auf der anderen Flußseite. Die Ursache dafür liegt in der Bodenbeschaffenheit. Während rechts die verschiedenen Schichten des Muschelkalks anzutreffen sind, bestimmen links der Weser Keupergesteine Landschaft und Vegetation; beide stammen aus dem Trias, der ältesten Formation des Erdmittelalters. Abbau dieser Gesteine hat hier wie dort stattgefunden, auch wenn die Spuren häufig kaum noch auszumachen sind. Besonders ergiebig waren die Riepen-Steinbrüche, die 1863 angelegt und bis 1960 betrieben wurden. Hier wurde Keupersandstein abgebaut, der sich durch besondere Härte auszeichnet und sich gut schlagen läßt. Er wurde sowohl als Bruchstein für Fundamente beim Hausbau als auch für den Straßenbau als Schotter-, Pflaster- und Kantensteine verwendet. Die Nachfrage war so groß, daß 30 Leute allein in diesem Steinbruch beschäftigt waren. Noch heute nutzt die Forstverwaltung die alte Unterkunftshütte von 1927 im ehemaligen Hauptbruch. Von der Schmiede ist dagegen nichts mehr zu sehen, auch nichts von der 1928 erbauten Seilbahn, die vom oberen Rand des Steinbruchs hinab führte in Richtung der heutigen Bundesstraße 1; dort gab es eine Verladestation. Mit der Seilbahn, die eine Ausweichstelle hatte, so daß die nach unten gehende Lore gleichzeitig eine andere nach oben zog, wurde der mühsame Steintransport mit Pferdefuhrwerken abgelöst. Als Bitumenkies den Steinschotter im Straßenbau ablöste, und auch die Naturbordsteine durch Zementsteine ersetzt wurden, schloß man den Bruch. Lediglich für den Neubau der Klütgaststätte haben Mitarbeiter des Hamelner Forstamtes 1962 hier noch einmal Keupersandstein gebrochen und behauen.- Das Resultat, aber auch die vom Steinbruch geprägte Landschaft oben auf dem Riepen können bei dieser Rundwanderung betrachtet werden.
Der Weg zum Klütturm
Als Ausgangspunkt eignet sich der Wanderparkplatz am Eingang des Wiengrundes im Westen der Stadt Hameln. Er ist für Autofahrer über die Riepenstraße, für Benutzer des öffentlichen Nahverkehrs vom Bahnhof aus mit der Buslinie 31 der Kraftverkehrsgesellschaft Hameln (KVG) - Haltestelle Jägerpfad - zu erreichen. Hier finden wir auf der Wanderkarte drei unterschiedlich lange Rundwege verzeichnet. Unser Vorschlag folgt der längsten Variante; der Weg ist recht zuverlässig mit einem blauen Punkt markiert. Zunächst gehen wir zurück bis zum ersten bebauten Grundstück, um vor dem Zaun nach links anzusteigen. Bei der Weggabelung halten wir uns rechts und umwandern in Waldrandnähe den Bergsporn des Klüt, zunächst auf dem Gauß-, später auf dem Kleinschmidtsweg. Beiden Bürgern der Stadt, die sich nach der Festungszeit - die gewaltige Klütfestung wurde 1808 unter Napoleon nach kampfloser Übergabe geschleift - um die Wiederaufforstung der abgeholzten Wälder und um die Anlage von Wegen verdient gemacht haben, ist an den jeweiligen Wegen ein Denkmal gesetzt; außerdem gibt es noch eine Pyramide für den Oberpostmeister Heise, einen weiteren "Verschönerer des Klütberges", zu bewundern. In Höhe der steil ansteigenden Redenallee werden wir von unserer Markierung nach links gewiesen, um den Anstieg zum Turm auf Treppenstufen zu beginnen. Von zahlreichen Möglichkeiten, den Klüt zu besteigen, ist diese hier die steilste, obwohl der "Schlangenweg" seinem Namen Ehre macht. Dafür sind wir rasch bei der beliebtesten Aussichtsstelle der Stadt, dem "Balkon Hamelns" mit seinem beeindruckenden Panorama. Kein Wunder, daß immer wieder behauptet wird, Franz von Dingelstedt habe sein Weserlied nicht oberhalb von Rinteln, sondern hier geschrieben. Der Klütturm, der 1843 aus den Steinen des ehemaligen Fort George, der Bergfestung, erbaut wurde und deshalb offiziell Georgenturm heißt, mußte 1887 erhöht werden. Heute bietet sich von ihm aus ein prächtiger Rundblick, und eine Bronzetafel erklärt oben das Panorama. Einen Besuch wert, vor allem für Feinschmecker, ist auch das Klütrestaurant, wo sich der Blick über die Stadt genüßlich fortsetzen läßt.
Am Klütturm und Finkenborn
Später wandern wir nach links weiter, vorbei an dem hohen Umsetzer, und lassen uns noch vor Erreichen der Fahrstraße nach links in den Waldlehrpfad führen, der die Vielfalt dieses Waldstücks beschreibt und Einblicke ermöglicht in ökologische und forstwirtschaftliche Zusammenhänge. Das letzte Stück bis zum ehemaligen Forsthaus Finkenborn führt an der Straße entlang. Die gleichnamige Ausflugsgaststätte erfreut sich großer Beliebtheit. Wenig Beachtung findet dagegen der kleine eingezäunte Teich links vom Wege, obwohl er dem gesamten Berg den Namen Finkenborn gab. Ob er allerdings einmal ganzen Scharen von Finken als Tränke gedient hat, weiß niemand zu sagen. Jenseits der zum Teil als Jugendheim genutzten hübschen Gebäude und der gegenüberliegenden Spiel- und Grünanlagen werden wir wieder nach links auf einen Waldweg neben der Fahrstraße geleitet. Hier finden wir ein Hügelgrab aus der Bronzezeit; weitere liegen mehr oder weniger versteckt in dem Waldstück auf der anderen Straßenseite - ein Beweis dafür, daß die Gegend schon vor 3000 Jahren besiedelt war.
Der Weg zum Riepen
Im Bogen nach links wandern wir dann oberhalb der Fahrstraße weiter, die wir vor der Schutzhütte bei der nur im Sommerhalbjahr angefahrenen Bushaltestelle überqueren. Zwischen den Wiengrundteichen beginnt anschließend für uns ein erneuter Anstieg, jetzt zum Riepen. "Bei den Heringsschwänzen", dem von einer humorvollen Vereinigung des Hamelner Ortsteils Wangelist gestifteten kleinen Rastplatz, läßt es sich ausruhen. Dann geht es fast schnurgerade weiter durch ein abwechslungsreiches Waldgebiet, vorbei an der bei jugendlichen Grenzbeziehern beliebten Wurstebuche. Auch in der Folge bleiben wir unserer blauen Markierung treu, obwohl uns Zeichen und Schilder auf andere, kürzere Wegverbindungen locken wollen. Wir durchqueren einen prächtigen Eichenhain und andere schöne Waldpartien, bewundern eine einzeln stehende, zerzauste alte Fichte, die hoffentlich noch lange den Umwelteinflüssen standhält, und erreichen schließlich den sehr anmutigen Hangweg. Kurz hinter dem Umsetzer und dem Gedenkstein für Carl Brombach, einen verdienten Mann des Hamelner Vereins für Grenzbeziehung und Heimatpflege, überqueren wir eine kleine Senke auf wenigen Stufen. An dieser Stelle befand sich einst das Bremserhäuschen für die hier beginnende Drahtseilbahn, und links von uns liegt jetzt der größte der ehemaligen Steinbrüche. Nun ist es auch nicht mehr weit bis zur Riepenkanzel mit der Schutzhütte. Der Blick von hier schweift weit ins Land und ist fast ebenso schön wie der vom Klüt.
Zurück zum Wanderparkplatz
Dann geht es auf dem vom Hang wegführenden Hauptweg zurück. Auch hier ist das Gelände vom Steinbruch geprägt. Dabei heißt es: Aufpassen! Jenseits eines breiten Forstweges von links geht nach rechts ein schmaler Weg bergab, dessen Verlauf durch blaue Punkte erkennbar wird. Auf ihm kommen wir zu einem großen Rastplatz mit dem Namensschild "Hut Huts Ruh". Auch der ist besagtem Wangelister Verein zu verdanken, dessen Gründer, ein Lokomotivführer, wegen der von ihm betätigten Dampfpfeife den Spitznamen "Hut Hut" trug. Zunächst bleibt der weitere Abstiegsweg schmal, später wird er breiter. Er führt unten an den Wällen eines früheren Schießstandes mit altem Baumbestand vorbei und später am schmucken Forsthaus, ehe wir wieder unseren Wanderparkplatz erreichen.