Märchen

Das Märchengedicht  "Der Umfahrstein" aus Holzminden. Foto: Fatmir Zenunaj
Das Märchengedicht "Der Umfahrstein" aus Holzminden. Foto: Fatmir Zenunaj

"Der Umfahrstein" aus Holzminden

Es wird erzählt es lebt in Holzminden ein grimmiger Stein.
Wenn man ihn nicht beachtet so trifft die Leute Schmach und Pein.
Wenn man ihn anspricht lässt der Stein seine Untaten sein.
Wer ihn aber missachtet, den bricht er  Wagen, Rad oder Bein.

Die Urgroßväter unserer Großväter kannten eine alte Sage,
nach der ein Sandsteinberg einen Troll im Herzen trage.
Den Troll zu stören bedeutete Unheil für viele Tage.
Wehe dem der ihn zu befreien oder zu stören wage.

In den alten Zeiten war der Troll ein böser und unheilvoller Geselle.
Er störte Vieh und Pferd und Wagen in Holzminden an jeder Stelle.
Auch verursachte er Weserfluten, Sturzbäche und Wasserfälle.
Am liebsten ließ er Reiter stürzen und verschwand dann auf die Schnelle.

Zum Glück durchwanderte, zu der Zeit, ein Zauberer das Land.
Gegen Speise, Trank und Bett nahm er das Leid in die Hand.
Mit Zauber und Fluch hat er den Troll in den Berg verband
und somit geholfen das das Unheil aus Holzminden verschwand.

Nach Jahrhunderten hatten die Holzmindener den Troll vergessen.
Der Troll, qwick lebendig, wartete im Berge. Dort war er festgesessen.
Er brauchte kein Wasser, keinen Schlaf und kein Essen.
Aber Leute zu ärgern, das fehlte ihm, davon war er besessen.

Eines Tages schnitten Arbeiter unwissend den Berg auf
und das Schicksal nahm, trotz ihrer harten Arbeit, seinen freien Lauf.
Sandsteinblöcke! Geduldig warteten alle Holzmindener drauf.
Schön geschliffen waren sie schmückend, nicht für den Verkauf.

Er steht, bis heute, am Johannismarkt, am Wegesrand.
Ein Sandsteinmonolith und in dessen Herz ein Troll gebannt.
Sein Unheil ist berühmt und bekannt im gesamten Land.
" Umfahrstein" haben ihn die Leute aus Holzminden genannt.

Man sagt, der Troll, man kann ihn hören an regnerischen Tagen.
Er flüstert: " Fürchte mich... Rad, Wanderer oder Wagen!
Ich mache mich unsichtbar und freue mich an Unfall und Klagen.
Rammt und befreit mich! Das kann mich vielleicht in die Freiheit tragen."

Der Umfahrstein, mal schief...mal gerade, man kann ihn heute sehen.
Geschlagen von vielen Unfällen blieb er an Ort und Stelle stehen.
Unheimlich ist es vorbei zu fahren und vorbei zu gehen.
Man sagt er kann unsichtbar werden und die Sicht verdrehen.

Also bist DU in Holzminden, am Johannismarkt, nahe am Stein
so achte wachsam auf Wagen und Rad und Körper und Bein.
Flüsterte: " Ich sehe dich, Troll. Mich legst du nicht herein."
Dann bist du vielleicht sicher und wirst nicht der nächste sein.

 

Fatmir Zenunaj
Holzminden, 12.11.21

Offcanvas-Menü