Weserbergland (fh). Von Frank Henke - Wenn es um den Ritt durchs Weserbergland geht, gerät Andreas Bohne aus Springe ins Schwärmen: „Man hat immer wieder tolle Ausblicke. Vom Ith aus kann man zum Beispiel bei passendem Wetter das Sauerland und den Harz sehen", erzählt er. Das Weserbergland sei überhaupt „eine der schönsten Mittelgebirgs- und Flusslandschaften, die wir in Deutschland haben", ist er überzeugt. Bohne bietet seit Jahren unter dem Namen „Weserberglandreiter" ein- oder mehrtägige Wanderritte durch die Region an.
Ganz so leicht wie etwa den Wanderern fällt den Reitern die Runde durch die reizvolle Landschaft dann aber nicht: Schließlich ist nicht jeder Pfad durchs Grüne auch gleich für Reiter geeignet. Zunächst einmal wären da die rechtlichen Einschränkungen: Laut dem „Niedersächsischen Gesetz über den Wald und die Landschaftsordnung" ist das „Reiten auf gekennzeichneten Reitwegen und auf Fahrwegen gestattet". Fahrwege sind alle Wege, die von „zweispurigen, nicht geländegängigen Kraftfahrzeugen ganzjährig befahren werden können". Will heißen: Für Wanderer freigegebene Trampelpfade sind für Reiter noch lange nichts. Wer sich nicht daran hält, riskiert Ärger mit dem Förster. „Das ist eine Ordnungswidrigkeit", erklärt Christian Weigel, Leiter des Forstamtes in Hessisch Oldendorf. Grundsätzlich könnten Bußgelder verhängt werden. Grundsätzlich – denn in der Praxis bleibt es im Allgemeinen bei der mündlichen Verwarnung. „Bei uns lief deswegen noch nie ein Bußgeldverfahren", berichtet Hamelns Stadtsprecher Thomas Wahmes. Die meisten Wege sind geschottert Dennoch ist Respekt gegenüber der Natur und anderen Waldnutzern angebracht: „Ein gutes Verhältnis zu den Jägern ist wichtig", betont Ralf Krupski von „Horse Paradise" in Laatzen und setzt auf Beziehungspflege. Wenn er auf einem Ausritt sähe, dass Tiere den Zaun zu einer Schonung durchbrochen hätten, gäbe er den Jägern einen Tipp. „Es hat niemand etwas gegen Reiter, wenn sie auf den Wegen bleiben", berichtet Annette Voß vom „Reiterverein Bisperode und Umgebung". Ritte quer durch den Wald oder über bestellte Felder müssten tabu sein. Ein Problem anderer Art bedeutet der Untergrund: Die meisten Wege durch Wald und Flur sind geschottert. „Längere Ausritte nur mit Eisen oder Hufschuhen", empfiehlt deshalb Sabine Bolm von der „Lucky-Rider-Ranch" in Segelhorst. Doch auch wer mit Hufeisen unterwegs sei, könne auf Schotterwegen meist nur Schritt gehen.
Gute Galoppstrecken sind hierzulande verhältnismäßig selten. Dennoch lohnt sich der Ritt durchs Weserbergland, findet zum Beispiel Uwe Hausmann vom Wanderreitquartier Rinteln in Strücken. Auch er bietet geführte Touren über mehrere Tage an. Gemeinsam mit anderen Wanderreitern arbeitet er zudem daran, die Wege der Region aus dem Dornröschenschlaf zu wecken: Langfristiges Ziel seiner Arbeitsgemeinschaft sind ausgeschilderte und auf Karten verzeichnete Wanderreitwege. „Dazu wollen wir auch die Städte mit ins Boot holen." Kartenmaterial oder zuverlässige Schilder gibt es bisher nämlich nicht. Also machen sich Reiter mit topografischen Karten – erhältlich im Buchhandel – oder Wanderkarten auf den Weg durch die Wälder. Als ein beliebtes Ausreit-Areal wird oft der Süntel genannt. Weiter südlich gelten Vogler und Solling mit zum Teil spektakulären Ausblicken als Hits. Der „Weserberglandreiter" Bohne hat aber auch noch andere Tipps. So empfiehlt er den Grohnder Forst oder die Strecke am Waldrand bei Friedrichshagen – mit Weserpanorama. Über die Region verstreute Wanderreitquartiere (siehe Karte), die Pferden und Reitern Unterkunft und Verpflegung bieten, ermöglichen es, einen mehrtägiger Reitausflug selbst zu planen. Aber Achtung: „Das Reiten von einer Station zur nächsten macht süchtig", gesteht Hausmann. „Nach ein paar Tagen Pause will man am liebsten gleich wieder los."Routenvorschläge Als viereinhalbstündigen Ausritt empfiehlt Uwe Hausmann (Wanderreitquartier Rinteln), Auto und Pferdehänger an der Pappmühle bei Zersen abzustellen und Richtung Rohdental zu reiten. Von dort geht es auf halber Höhe über den „Rentnerweg" zur Schaumburg. Am Lokal „Schaumburger Ritter" kann man das Pferd für eine Pause anbinden. Danach am Naturfreundehaus „Schneegrund" zurück zum Parkplatz. Eine Alternative ist von Rohden aus ein Ritt über den höher gelegenen Weserberglandweg zur Paschenburg. „Weserberglandreiter" Anderas Bohne schlägt vor, für einen Tagesritt (etwa fünf Stunden) in Grohnde zu starten. Von dort aus geht es über den Scharfenberg nach Hämelschenburg und dort über die Emmer. Anschließend links in Richtung Pyrmont, wo sich das Gasthaus „Langer Grund" am Waldrand für eine Pause anbietet. Der Rückweg führt in Thal über die Emmer. Über Lichtenhagen geht es durch den Grohnder Forst zurück nach Grohnde. Ein weiterer Tipp von Bohne: Der Ritt beginnt am Felsenkeller in Coppenbrügge. Von dort über Marienau nach Osterwald und durch den Wald zur Sennhütte. Anschließend über Dörpe durch die Felder zurück.
Quelle: DEWEZET